Historische Übersicht

Postkarte „Gruss vom Schiessplatz Dornhalde bei Stuttgart“ (ca. 1910)

Das Garnisonsschützenhaus war ursprünglich Teil des Schießplatzes Dornhalde der Königlichen Garnison Stuttgart. An gleicher Stelle entstand 1974 der heutige, 9 ha große Dornhaldenfriedhof. Bis ins 14. Jahrhundert befand sich in der Nähe eine Höhenburg, an die heute nur noch die “Burgstallstraße” im Heslacher Tal und das Waldgebiet “Burgstall” erinnern.

Der Schießplatz Dornhalde der Königlichen Garnison Stuttgart wurde 1869 angelegt. Der Flurname “Dornhalde” bezeichnet einen mit Dorngesträuch bewachsenen Hang. Nach den Plänen des Königlichen Garnisonsbaumeister Julius Holch wurde 1880 das weiß gestrichene bzw. geschindelte Nebengebäude Auf der Dornhalde 1 erbaut, das als Wache und Wohnung für den Schießplatzaufseher diente. Der Oberamtsbaumeister Zimmermann unterzeichnete diese Pläne. In den Jahren 1893 und 1894 wurde das Garnisonsschützenhaus (Backsteingebäude Auf der Dornhalde 1a) nach den Plänen vom Königlichen Garnisonsbauinspektor Schneider erbaut.

Das Garnisonsschützenhaus beherbergte die Kantine, die Offizierszimmer und in einem Anbau die Scheibenwerkstatt des Militärschießplatzes. Zu dem Gebäudeensemble gehörten auch mehrere Hilfsgebäude wie Pferdestall, Waschküche sowie Magazine für Geräte, Zielscheiben und Pulver. Erhalten sind davon ein Geräteschuppen und ein Gerätemagazin.

Der Schießplatz verfügte über neun 400-Meter-Schießbahnen. Vermutlich wurden die Gebäude auch in der Weimarer Republik und während der Nazizeit entsprechend genutzt. In der Nazizeit wurden auf dem Schießplatz Todesurteile an politisch missliebigen Personen vollstreckt. Der „Zeuge Jehovas“ Gustav Stange wurde 1942 auf der Schießbahn erschossen, weil er sich standhaft weigerte, seinem Stellungsbefehl nachzukommen. 1944 wurde der Chordirektor und Organist Ewald Huth wegen seiner freimütigen öffentlichen Warnung vor dem Nationalsozialismus hingerichtet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg absolvierten amerikanische Soldaten, aber auch die Polizei, ihre Schießübungen auf dem Schießplatz. Das Garnisonsschützenhaus ging in Bundesbesitz über. Die Kantine wurde bis in die 1960er von einem Pächter als Gasthaus betrieben. Um 1970 kaufte die Stadt Stuttgart Gebäude und Grundstück vom Bund und vermietete sie an einen Friedhofsmitarbeiter, der dort mit seiner Familie fast 40 Jahre lang wohnte.

Bekannt wurde der Dornhaldenfriedhof 1977 als Grabstätte für die RAF-Mitglieder Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe, die der damalige Oberbürgermeister Manfred Rommel trotz Protesten dort bestatten ließ (Gräberfeld 92). Auf dem Dornhaldenfriedhof befinden sich auch die Grabstätten von Max Bense (Philosoph), Margarete Hannsmann (Schriftstellerin) und Peter O. Chotjewitz (Schriftsteller). Heute sind auf dem Friedhof noch zwei Längswälle der ehemaligen Schießplatzanlage erkennbar, die früher zur Trennung der Schießbahnen dienten. Seit 2011 steht das Garnisonsschützenhaus leer.

Die Gebäude gehören zu den in Stuttgart im Schweizerstil errichteten Bauwerken. Typische Merkmale sind weit überstehende und flache Dächer, Fachwerk mit Ziegelmauerwerk bzw. Holzschindelverkleidung, Schwebegiebel, profilierte Balkenköpfe, Fensterrahmen und Deckbretter an Giebeln und Fensterbrüstungen mit Laubsägeschnitt, malerische Gliederung durch Erker, Dachreiter, Ecktürmchen und Vorsprünge. Auf Grund der orts- und architekturgeschichtlichen Bedeutung der Gebäude wurden sie als Kulturdenkmal eingestuft und unterliegen dem Denkmalschutz.

Eine Chronik finden Sie hier.

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